Vorwind ist im Laser am meisten zu gewinnen und zu verlieren. Also war der Plan einiger (etwa gleich starker bzw. schwacher) Laser Grandmaster (über 55 Jahre): Lass uns doch am Gardasee mal mit einem richtig guten Trainer nur das Vorwindsegeln üben. Das geeignete Revier war mit Torbole schnell gefunden und mit Gintare Scheidt, Silbermedaillengewinnerin in Peking 2008, Weltmeisterin 2012 sowie Ehefrau des weltbesten Laserseglers, eine herausragende Trainerin ebenfalls.
Nach pandemiebedingter Verschiebung ging es am Freitag, dem 18. Juni, morgens los: Sechs ältere Herren scharten sich zur Vorbesprechung um die junge Lehrerin. Die Tatsache, dass sich Robert Scheidt (fünf Wochen vor seiner Olympiateilnahme) auf dem Wasser dann zu uns gesellte war wohl weniger der Sorge um seine Frau als vielmehr dem Umstand geschuldet, dass zwei von uns aus Brasilien stammen, den großen Meister schnell in tiefschürfende Fachgespräche verwickelt hatten und auf diese Weise ein besonders freundschaftlicher Kontakt zu unserer kleinen Trainingsgruppe entstand.
Wie sehr wir uns dann drei Tage (mental und v. a. körperlich) haben quälen lassen und unsere Grenzen ausloteten, will ich zwar nicht unerwähnt lassen aber auch nicht weiter vertiefen. Gintare hat uns – neben allen Liveinstruktionen – während des gesamten Trainings (Kurzrennen, Startübungen, Endloskreuzen und Survivaldownwinds) ausführlich gefilmt und dies dabei so kommentiert, dass wir uns – von Tag zu Tag früher – im Bett dann mit den eigenen Unzulänglichkeiten beschäftigen (via WhatsApp erhalten) sowie Pläne zur Performanceverbesserung schmieden und in den Schlaf mitnehmen konnten. Dabei wurde uns kein einziges echtes Geheimnis für den Regattaerfolg vermittelt – nur unzählige z. T. vermeintliche Kleinigkeiten, die zumeist sogar bekannt, aber eben seit Jahrzehnten im Stammhirn durchaus nicht unerfahrener Segler verschüttet waren …
Genauso begeistert wie erschöpft waren wir uns beim Abschied am Sonntag Nachmittag dann einig, dass dies nicht das letzte Mastertraining sein würde, bei dem wir uns von der großartigen Gintare leiten und von der Sailing Academy des MYC (d. h. Sissi) organisatorisch würden so wunderbar unterstützen lassen.
Text und Fotos: Steffen Pöhlmann
