News / Please go back to the harbor oder San Remo Teil 2

TEAM OCKER IST VIZE EUROPAMEISTER – SAN REMO TEIL 2

Eine ereignisreiche Woche geht für das Team Philipp Ocker, Flo Grosser und Oli Davies sehr erfolgreich zu Ende – Sie werden Vize-Europameister in der Corinthian Devision (Amateurwertung).

Aber von Anfang an … Drei Mannschaften vom MYC sind zur Europameisterschaft nach San Remo gereist: GER 1135 mit Philipp, Flo und Oli; GER 1058 mit Kai-Michael Schaper, Marcus Koy und Rasmus Nielsen und wir, GER 1153 mit Peter Fröschl, Michi Ziller und Micki Liebl.

Die Jungs von Team Ocker waren schon Donnerstag angereist und direkt auf die Waage. Der eine oder andere musste mehrere Tage davor eine Nulldiät fahren und sah aus wie ein Strich in der Landschaft. Aber es klappte und sie waren gut im vorgeschriebenen Gewichtslimit von 285 kg.

Unseren gemeinsamen ersten Trainingsschlag begannen wir am ersten Tag gleich in unvorstellbarem Geschwabbel mit Wellen aus allen Richtungen und Wind von allen Seiten im Wechsel von 0-20 Knoten. Also sind wir nach einem kurzen, ziemlich sinnlosen Angleichen der Boote direkt umgedreht und mit grüner Gesichtsfarbe wieder in den Hafen gefahren. Die Pasta im angrenzenden Ruderclub hat nicht jeder bestellt und es gab Cola statt Bier. Puh, war mir schlecht …

Nach einer kurzen Begrüßung am Montagmorgen durch die Offiziellen des Yacht Clubs San Remo ging es dann gleich aufs Wasser. Besonders eindrucksvoll war die Ansprache von Martin Payne, der mahnend auf ein faires Segeln hinwies mit den Worten: „Hier segeln die besten Segler der Welt und wir wollen ein gutes Bild von absoluter Fairness abgeben“.

Martin Payne im Übrigen ist ein von der International Dragon Association engagierter Organisationsleiter hochrangiger Veranstaltungen. Der Brite führte mit sehr viel Erfahrung durch die komplette Serie und punktete bei uns vor allem bei den sehr gut verständlichen Ansagen über Funk an alle Teilnehmer draußen rund um die Regattabahn. In meinen Augen ist der Funkkontakt auch ein großes Plus an Sicherheit für die Segler.

Gleich im ersten Rennen erwischten wir einen guten Start und waren am Luvfass noch einigermaßen dabei, dann veränderte sich aber die Situation und wir verloren deutlich auf der zweiten Runde. Irgendwie war alles wieder anders als bei San Remo Teil 1. Philipp und Team machten das andersherum und kamen in der zweiten Runde besser zurecht, überholten uns und setzten ein erstes Ausrufezeichen mit einem 26. Rang. Auch Kai-Mi brauchte eine Anlaufphase und fuhr im ersten Rennen genau wie wir seinen Streicher.

Am zweiten Tag dann langes Warten und spätes Auslaufen. Wir machten drei Startversuche bei richtig Strom an der Startlinie und irgendwie trieb es die gesamte Flotte bei rechtsdrehendem Windsystem immer wieder über die Startlinie. Am Ende gab es leider kein Rennen an diesem Tag und wir liefen unverrichteter Dinge wieder in den Hafen ein. Beeindruckend waren unsere Liegeplatz-Nachbarn, die konsequent so lange an Bord blieben, bis die „crazy Germans“, wie sie uns nannten, fest an der Mooring hingen. Uns war es recht, denn sie halfen uns immer gut beim rückwärts einparken.

Am dritten Tag dann schon eine Vorentscheidung. Drei Rennen wurden gesegelt, der Wind aus der entgegengesetzten Richtung, aber moderates flaches Wasser. Im ersten Rennen setzten Philipp, Flo und Oli ihren Streicher und wir mit einem 20. Platz unser bestes Ergebnis. Wir witterten Morgenluft für unsere interne Wette: Team Fröschl und Team Ocker hatten um einen kroatischen Abend bei Ante gewettet mit Cevapcici und Sliwowitz all you can eat and drink. Unsere Morgenluft entwickelte sich jedoch schnell zum Abgas. Ab dem Zeitpunkt sahen wir gefühlt nur noch die Auspuffrohre der drei Jungs, die sich mit den restlichen Plätzen 13 | 7 | 8 auf einen sensationellen 12. Gesamtrang schoben. Auch Kai-Mi, Marcus und Rasmus schüttelten ihr Ergebnis von Tag 1 ab und segelten eine super Serie mit den Plätzen 12 | 10 | 14 und 20 und erreichten am Ende einen tollen 15. Gesamtrang.

Wir kämpften bis zum Schluss, konnten aber an den 20. Rang nicht mehr anknüpfen und wurden mit den restlichen Platzierungen 31 / 32 und 40 in Summe 39. 

Besonders hervorheben konnte man sicher das letzte Rennen, da stand bereits im Westen eine Starkwind-Front mit bis zu 40 Knoten Wind und wir bekamen davon bei Ostwind (!) eine Welle von bis zu 3 Metern ab. Das war vielleicht eine Segelei! An der Kreuz die Welle von hinten, im Wellental kein Wind, dann ging der Lift nach oben und auf einmal richtig Druck, um dann mit einem Gegenbauch in der Genua wieder ins Wellental zu schießen. Bei Vorwind dann das umgekehrte Spiel, mit Druck im Spi den Berg nach oben, um dann im Glitschflug in den Spi reinzufahren. Michi stand vorne am Spibaum und dachte er ist Testfahrer bei Aufzug Schindler. Beeindruckend auch, wenn der vorausfahrende Drachen oben am Wellenkamm sein Bürzel aus dem Wasser hebt wie die Henne kurz vorm Eierlegen, während man selbst gerade den Bug ins Wellental bohrt. Ich hätte hier gerne einmal ein Maßband angelegt und den Abstand gemessen.

Der letzte Tag war geprägt von der Starkwind-Front im Westen und wir liefen erst kurz vor der letzten Startmöglichkeit aus. Ich gebe die Funkdurchsagen mal weiter:

Committee boat to all competitors: Orange flag in 5 minutes, warning signal in 15 minutes.
Committee Boat to all competitors: We just get information that there are 28 knots of wind at offshore mark, Race committee decided to send you back into harbor. Please go back to the harbor.
Committee Boat to all competitors: Now we have 25 knots of wind at committee boat, please go in as fast as you can.
30 knots now – be very careful and come home safe!

Am Ende haben es alle geschafft, aber es war schon beeindruckend, wie schnell die Front dann eingeschlagen ist. Als wir endlich im Hafen unser Boot gesichert hatten, flogen schon die Stühle und Zäune über das Gelände. Am Ende der Preisverteilung dann auch das Zelt.

Alles in allem war es eine wirklich gelungene Veranstaltung mit viel Pastaparty, Wein und Gin Tonic. Seglerisch war das für uns (noch) zu schwierig, aber wir konnten viel lernen. Wie hat mein alter Vater schon gesagt: „Segeln lernst du nur durch segeln und schnell segeln nur durch viel segeln“. Und lernen kann man auch in unserem Alter. 

Umso mehr freut uns der Erfolg von Kai-Mi und vor allem der Vize-Europameister-Titel von Philipp, Flo und Oli. 

Gratulation und riesigen Respekt! Glaubt mir, ich kann das beurteilen … der Kroatische Abend wird grausam … mit Ansage …

Micki Liebl

Fotos: Micki Liebl und Elena Razina

OK

Diese Website verwendet Cookies. Durch die Nutzung dieser Webseite erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies gesetzt werden. Mehr erfahren