Gleich zwei große Anlässe führten uns, die Brüder Manuel und Fabian, nach Travemünde. Zunächst stand die WM, danach die Internationale Deutsche Meisterschaft auf dem Plan.
Die WM fand Ende Juli im Rahmen der Travemünder Woche statt. Wer diese Segelfeste – die Schwesterveranstaltung Kieler Woche gehört auch dazu – noch nicht erleben durfte, dem sei eine Reise gen Norden wirklich ans Herz gelegt. Denn die Travemünder Woche ist so etwas wie ein Volksfest anlässlich des Segelsports. Tausende Menschen tummeln sich um Buden, Fahrgeschäfte und Konzerte. Doch im Zentrum der Flaniermeile steht, was sonst: das Regattabüro unter der Hand unseres obersten Wettfahrtleiters Anderl Denecke. Und so erlebt man eine perfekt organsierte Rennwoche von Bundesliga bis Piratenschiff, von Skiffsegeln bis Langstreckenregatta. Der zweite Tipp für den Norden: Nehmt warme Kleidung mit. Nach 11 Stunden München-Travemünde Nonstop kommt die böse Überraschung beim Öffnen der Autotür.
Und so kam es, dass wir – eine Flotte von 97 Formula-18-Katamaranen – die fünf Wettfahrttage bei einem inkonstanten Westwind, begleitet von dem ein oder anderen Regenschauer, verbrachten. Dieser Westwind steht dem unsrigen in nichts nach. Gar nichts. Dreher, Wolken, 10 Knoten unterschiedlich starker Wind auf dem Kurs. Für Erfahrungen aus erster Hand wendet euch an Ines H. und Ines R. – denn die beiden waren Wettfahrtleiterinnen für eine unserer beiden Bahnen – aus dem eigenen Club, wie lässig!
Für sanften Trost für das ständige Umlegen und An- und Abschießen sorgte nur das durchaus ansehnliche Startschiff „Bouncer“, eine nagelneue Baltic 42 Motoryacht. Empfehlung an den MYC-Vorstand an dieser Stelle. Hatte sie Fußbodenheizung und eine Eismaschine? Die klasse Jungs auf den Funktionsbooten vom Seglerverein Trave, die auch schon unsere H-Boot IDM unterstützt hatten, haben immerhin ein MYC Andenken bekommen:
Wer jetzt dachte: „Cool, Wettfahrtleitung aus dem eigenen Club – da ist der WM-Titel ja sicher“. So war es leider nicht. Stark angefangen, stark nachgelassen, ein paar Ausrutscher gepaart mit einem Frühstart spülte einen schnell die Liste herunter. Vor allem in einem international so stark besetzten Feld. So landeten wir nach dem 7. Platz im vorletzten Jahr auf Rang 22 – auch zufrieden. Christian und seine Tochter Elena Donitzky aus dem MYC beendeten die Wettfahrtserie auf Rang 73. Weltmeister wurde der Olympiasegler Emil Järudd, der jüngst auch bei der Nacra-17 WM auf dem Stockerl landete. Ergebnisse gibt’s hier.
Zwei Wochen später durften wir wieder nach Travemünde anreisen. Richtig geraten. Wieder Regen, wieder Westwind zur Internationalen deutschen Meisterschaft. Zwei Tage ging nichts – der letzte Tag glänzte dann mit vier Rennen. Wir sind gut gesegelt, nur einer war schneller, wie verhext. Immer hatte die Nr. 1 der Liste ein Körnchen mehr Wind oder Winkel gefunden, um vor uns im Ziel zu sein. Gratulation an den verdienten deutschen Meister Jesse und seinen Vater Sven Lindstädt! Christian und Elena landeten auf Rang 13 von 23 Schiffen. Ergebnisse gibt’s hier.
Der Ostwind in Travemünde soll super sein, thermisch konstant! Wer wissen will, wie Westwind in Travemünde gesegelt wird: Fragt besser Philipp, Oli und Flo, die zeitgleich zu unserer WM den Meistertitel im Drachen geholt haben. Stark Jungs! Zweiter Rat: Unsere Mädels aus dem Bundesligateam, die beim Spieltag in der Lübecker Bucht super Sechste wurden, wissen auch wie es geht!
Bericht und Fotos: Fabian Wunderle
Titelbild: Gianluca Di Fazio