Am 22. August startete die 24. Ausgabe der berühmten F18 Raid-Regatta in den Schären von Stockholm. Bei dieser Langdistanz-Regatta werden täglich zwei Etappen gesegelt, von denen jede bis zu 35 Seemeilen umfasst. Am Vorabend jeder Etappe erhalten die Teams die GPS-Punkte, die es zu passieren gilt, aber wie man den Weg durch die fast 40.000 Inseln und Untiefen des Archipels findet, bleibt jedem Team selbst überlassen. Die Route zwischen diesen unzähligen Inseln zu wählen, erfordert Geschick und Mut.
Für uns als Raid-Neulinge bedeutete das eine große Herausforderung und gleich am ersten Tag erlebten wir die beeindruckende Schönheit und Tücke der schwedischen Schären. Der Start in Saltsjöbaden verlief bei leichtem Wind, was uns die Möglichkeit gab, uns mit der Navigation und der Sicherheitsausrüstung vertraut zu machen. Doch schon bald frischte der Wind auf und wir konnten die ersten Kilometer mit herrlichem Raumschotkurs bei 15-20 Knoten genießen. In weniger als zwei Stunden erreichten wir die äußeren Schären. Der Gennakerschlag am Nachmittag nach Sandhamn durch die majestätischen Felsen war sowohl seglerisch als auch landschaftlich ein absolutes Highlight. Doch als unseren beiden Handys der Akku ausging, mussten wir improvisieren. Um auf Nummer sicher zu gehen, entschieden wir uns, im direkten Fahrwasser der reviererfahrenen Schweden zu bleiben. Als diese jedoch direkt vor uns durch eine Böe kenterten, waren wir auf uns allein gestellt. Wie auch immer, aber wir fanden unseren Weg.
Am zweiten Tag begann der Kurs mit einem weiteren Start unter Gennaker, der uns durch die ikonische Schärenlandschaft führte. Doch das Wetter wurde zunehmend herausfordernder, mit Böen von über 30 Knoten. Die geplante Etappe am Nachmittag wurde aus Sicherheitsgründen abgesagt, und so erreichten wir nur unter Fock die nächste Insel für die Nacht.
Tag drei war geprägt von schweren Böen und einem Kurs, der uns durch geschütztere Gewässer führte. Trotzdem blieben die Bedingungen anspruchsvoll. Enge Passagen, durch die teilweise maximal ein Boot durchpasste, und verschiedenste Routen durch den Archipel würfelten das Feld durcheinander und forderten Navigationsgeschick. Doch am Ende des Tages, nach einem langen Upwind-Kampf, fanden alle Teams den Weg ins Ziel, und danach – wie jeden Tag – in die Sauna.
Der letzte Tag brachte noch einmal alles auf den Tisch: Windgeschwindigkeiten von 20-30 Knoten und ein anspruchsvoller Upwind-Schlag verlangte den Seglern alles ab. Nach einer kurzen Mittagspause segelten wir die letzte Strecke mit Geschwindigkeiten, die teils 20 Knoten überschritten, zurück nach Stockholm – ein krönender Abschluss einer spannenden Regatta.
Wie bereits erwähnt, trübten technische Schwierigkeiten unser Erlebnis. Über 200 Seemeilen gesegelt. Am Ende Platz 5 von 19 Booten. Bei der Navigation mussten wir teilweise improvisieren: Ausgerüstet waren wir nur mit zwei Handys und einer Powerbank, die sich bald als unzuverlässig erwiesen. Touchscreens und Salzwasser sind keine gute Kombination, und als meistens gegen Ende der Etappen die Akkus den Geist aufgaben, segelten wir buchstäblich „blind“. Die Lektion: Nächstes Jahr wird in einen oder zwei Garmin-Plotter, die man an der Schwimmweste ausklappbar befestigt, investiert. Unser Hauptziel haben wie allerdings erreicht, ohne Grundkontakt und mit unversehrten Schwertern durchgekommen zu sein.
Nächstes Jahr soll noch etwas härter werden: Ein zusätzlicher Tag soll das Rennen in dann fünf Tagen über die baltische See noch in die Schären von Finnland führen. Um die Flexibilität der Route zu erhöhen, soll ebenfalls auf und unter dem Trampolin der Katamarane campiert werden – dann wohl ohne Sauna, aber mit Plotter.
Hier der Link zum Aftermovie, man achte auf die Hintergrundmusik 😉
Bericht und Fotos: Manuel und Fabian Wunderle