Im Winter muss mir wohl mal langweilig gewesen sein, nur so kann ich mir die Idee erklären, mit dem Finn segeln anzufangen. Im MYC gibt es bereits ein Finn von Reinhard Schmitt. Nach einem kurzen Telefonat mit ihm im Frühjahr bot er mir eine Eignergemeinschaft an, da er dieses Jahr den Fokus auf die Starklasse legen wollte. Kurzentschlossen sagte ich zu und vertiefte den Gedanken, neben meinen Drachen-Aktivitäten auch etwas Finn zu segeln.
Anfang Mai war es dann so weit, die Jolle war endlich im MYC. Reinhard gab mir eine Einweisung und Michael Ziller verriet mir als Top-Finnsegler ein paar Tipps und Tricks. Die Theorie ersetzt aber bekanntlich nicht die Praxis. Mein erster Ausflug war gleich die Regatta Anfang Mai im MRSV. Zum Glück hatte es wenig Wind und ich kam einigermaßen gut zurecht, am Ende sprang ein 8. Platz nach zwei Wettfahrten dabei raus. Nach ein paar Wochen Pause, da wir mit unserem Drachen aktiv waren, habe ich die Miwo als Finn-Training genutzt.
Nach der Miwo Mitte Juli überredete mich Michi Ziller am Südseecup in Seeshaupt teilzunehmen, ob ich das wirklich wollte … naja wird schon gut gehen. Letzte Trainingsmöglichkeit vor der Regatta war wieder die Miwo, dieses Mal hatte es mehr Wind und prompt lehrte mich das kippelige Ding, was man bei Wind besser nicht machen sollte: Ich kenterte auf dem Vorwind ganz klassisch, schaffte es aber kaum, Plätze zu verlieren. Okay dachte ich, da ist noch ganz viel Luft nach oben.
Seeshaupt, Samstag, 29. Juli , 40 Meldungen aus GER, AUT, ITA und der SUI, Windvorhersage: karibische Bedingungen, viel Wind, na wenn das mal gut geht … Michi Ziller half mir noch beim Trimmen, sodass es am Boot bestimmt nicht gelegen hat. Der Wind kam nicht, setzte erst am Nachmittag aus West mit moderaten 10 kn ein. Der Start war glücklicherweise ein allgemeiner Rückruf, beim zweiten lief alles glatt und ich kam gut weg. Luvtonne unter den Top Ten, auf der ersten Vorwind drei Schiffe geholt, Tonnenrundung gut hinbekommen und die letzte Kreuz super erwischt, Erster an der Luvtonne, Kreuzen klappt also schon mal, dachte ich.
Auf dem Vorwind musste ich dann wieder Lehrgeld zahlen und verlor zwei Plätze, am Ende war es Platz 3 in dem gut besetzten Feld. Ein Gewitter verhinderte eine weitere Wettfahrt am Samstag. Sonntag 10 Uhr Auslaufbereitschaft, der angekündigte Wind war da, der Respekt auch. Erster Start ging durch, gut behauptet, Achter am Luvfass, dann kam sie, die Walze mit 6 Bft auf dem Vorwind. Ich dachte mir nur: Jetzt nicht kentern, irgendwie schauen, dass du heil zum Leegate kommst. Die Bö ließ nicht nach, aber ich musste doch halsen, klappte nicht, zweiter Versuch auch nicht, knapp an einer Kenterung vorbei, 50 Meter vor dem Gate ließ der Wind etwas nach und ich schaffte es. Leider flutschten mir hier ein paar Boote durch, aber egal, Hauptsache gut durchgekommen.
Anscheinend ging ich mit viel Adrenalin in die beiden folgenden Wettfahrten, bei 12-18 kn belegte ich die Plätze 3 und 5, worüber ich mich sehr freute. Am Ende hieß es für mich nach vier Wettfahrten ohne Streicher Platz 5 direkt hinter Michael Ziller. Am nächsten Tag fühlte ich mich um 20 Jahre älter, mir tat alles weh, aber es soll einen ja jung halten.
Infiziert von Seeshaupt, entschloss ich mich kurzfristig, am Wochenende zum Mekatzer Finn Cup an den Rottachsee zu fahren. Ich wusste nur, der See ist im Allgäu und googelte erst einmal. Der Rottachsee liegt auf 880 m hinter Kempten, landschaftlich schön in die Allgäuer Landschaft eingebettet, etwas kleiner als der Wörthsee. Die Vorhersage ließ nichts Gutes erahnen, wenig Wind und viel Sonne, 26 Meldungen aus ITA, SUI und GER. Über den Allgäuer Alpen stand am Nachmittag ein kräftiges Gewitter, das aber vorbeizog. Wir waren die Nutznießer und es stellte sich plötzlich ein Westwind mit 3-5 Bft ein. Der Gewinner aus Seeshaupt war am Start, wie auch ein Topsegler vom Kalterer See. Wie bei uns am Starnberger See ist auch der Rottachsee von höherem Ufer umgeben, sodass es entsprechende Winddreher gibt. Da die Startkreuz relativ kurz ist, wird es eng an der ersten Luvtonne, das dachten sich wahrscheinlich auch die anderen und deshalb gab es gleich mal zwei allgemeine Rückrufe. Dann klappte es doch, ich hatte Glück und schaffte es als Fünfter noch vor einem großem Pulk um die Luvtonne. Es mussten drei Runden gesegelt werden, am Ende habe ich diese und somit meine erste Wettfahrt im Finn gewonnen. Darüber habe ich mich natürlich riesig gefreut.
Voll motiviert ging es ins nächste Rennen, etwas mehr Wind noch, wieder sehr eng nach der ersten Runde und auf dem Vorwind wusste ich dann doch wieder, dass kein Kiel unterm Rumpf ist. Trotzdem Platz 4 in der zweiten Wettfahrt und sehr zufrieden. Das Gewitter hatte sich zwischenzeitlich aufgelöst, der Wind wurde leider auch immer weniger, es wurde dennoch die dritte Wettfahrt gestartet. Der Wind hielt nicht und es wurde abgebrochen. Somit ging ich als Gesamtführender in den nächsten Tag. Am Sonntag war es nur noch sonnig und heiß, kein Blatt bewegte sich und wir konnten nicht mehr segeln. Es war geschafft: Mein erster Sieg in einer Finn Regatta!
Alle Ergebnisse Seeshaupt
Alle Ergebnisse Rottachsee
Bericht und Fotos: Peter Fröschl