News / Bullriding unter der Dusche: Italian Dragon Cup – San Remo Teil 1

Als mich Peter Fröschl vor ein paar Monaten gefragt hat, ob ich mit ihm nach San Remo zur Europameisterschaft fahre, war ich sofort Feuer und Flamme. Ich wollte ja eigentlich selbst mit dem eigenen Boot hinfahren, aber als „Anfänger“ in der Drachenklasse war es sicher nicht schlecht, sich die ersten Sporen als Vorschoter zu verdienen.

Letztes Wochenende vom 17.-20. März fand die International Italien Dragon Trophy statt und wir beschlossen, dort die ersten Erfahrungen zu sammeln. Leider konnte Michael Ziller, unser dritter Mann für die Euro, aus beruflichen Gründen an diesem Termin nicht und wir fanden mit Frank Weigelt von DTYC einen Topmitstreiter. Für diesen ersten Termin hatten 44 Teams aus 15 Nationen, darunter lediglich 11 Amateure, gemeldet – daran kann man schon erkennen, was in dieser Bootsklasse auf internationaler Bühne abgeht.

Als wir nach ca. zehn Stunden Fahrt in San Remo ankamen, war schon geschäftiges Gewusel im Kranbereich und zum Stellen des Mastes noch relativ wenig Wind. Eigentlich hatten wir für den Nachmittag einen Trainingsschlag eingeplant, um zumindest mit den Manövern langsam zurechtzukommen, wir sind ja in dieser Konstellation noch nie miteinander gesegelt. Ab Mittag ging es dann mit 25 Knoten + schon so zur Sache, dass sogar das Anlegen vom Kran kommend am Mooringsteg ein spannendes Manöver wurde. Erste Trainingseinheit war also gestrichen. 

Am nächsten Tag das gleiche Bild und die erste Wettfahrt wurde erst einmal wegen zu viel Wind verschoben. Erst am späteren Nachmittag ging es dann aufs Wasser … und wie! Mit ca. 22 Knoten Wind am Start und bis zu 30 Knoten während des Rennens lernte ich den Drachen mal von seiner ganz neuen Seite kennen. Bullriding unter der Dusche … Backstag auf Anschlag, Mastkontroller etwas auf und die C7H (H steht für heavy) mit viel Twist eingestellt. Und hängen, hängen, hängen. Mit jeder Welle schüttete dir Rasmus einen Eimer Salzwasser ins Gesicht. 

Am Start kamen wir noch ganz gut raus, lernten aber schnell, dass wir die Topmannschaften nicht halten konnten und langsam, aber sicher dahinter nach Lee abschmierten. An der ersten Luvtonne waren wir sogar noch einigermaßen dabei, aber dann kam die Wende auf der Layline. Puh, da kamen einige mit Backbord an und unsere Wende sollte jetzt gut funktionieren, tat sie aber nicht. Wir bekamen die Genua nicht auf, standen back und es legte uns ordentlich auf die Backe. Lee Cockpitkante unter Wasser und die Karre lief schnell voll. Da war doch was mit dem Untergehen!! Ich sah aufkommende Panik in den Augen unseres Steuermanns. Also schnell zurückgewendet und Gott sei Dank reagierte das Team eines Gegners richtig und konnte uns ausweichen – kein Crash und wir schwammen noch, aber die Elektropumpe ackerte wie blöde.

Als wir endlich um dieses blöde Luvfass rumkamen und die Augen wieder nach oben richteten, waren wir drittletzte. Egal, wir kämpften weiter, Spi rauf und dann mit geilen Surfs Richtung Leefass. Faszinierend, wie dieser Drachen mit der Bugspitze zum Teil einen halben Meter unter der Welle durchtaucht und ich mir denke, „jetzt aber wieder hoch mit dem Näschen“, sonst geht es direkt an Egir’s Bierbar.

In unserem ersten Rennen wurden wir am Ende 28 von nur noch 31, die ins Zeil kamen. Ernüchterung pur an Bord, immerhin bestand die Crew aus einem ehemaligen Deutschen- und zwei ehemaligen Weltmeistern. Da möchte man doch meinen, dass mehr drin ist.

Am nächsten Tag das gleiche Spiel, Startverschiebung wegen zu viel Wind und erst am späteren Nachmittag ging es aufs Wasser. Und da draußen kochte das Meer wieder sein eigenes Süppchen. Wieder gut gestartet, doch auch im 2. Rennen das gleiche Spiel, wir konnten die Gegner nicht halten. Nach der ersten Runde versuchten wir taktisch dann mal etwas anderes und fuhren nach rechts aufs offene Wasser.

Das war keine gute Idee von den drei Steuerleuten an Bord, jeder Meter nach rechts war ein Meter nach hinten. Außerdem knallte es weiter draußen noch mehr und wir bekamen eine Hammer-Bö ab. Ich war gerade auf dem Weg nach unten, um die Leebackstag aus der Klemme zu nehmen, damit wir überhaupt das Großsegel fieren können, da lagen wir schon wieder flach. Wieder gab die Elektropumpe alles und wir mussten sie sogar mit der Handpumpe unterstützen. Als wir dann kurz vor dem Luvfass feststellten, dass wir den Anschluss zum Feld verloren hatten, beschlossen wir weitere Schäden zu vermeiden und suchten den sicheren Hafen auf.

Am nächsten Morgen fingen wir an, die Einstellungen am Boot zu überprüfen und stellten den Mast etwas gerader rein, da Peter über zu viel Druck am Ruder klagte. Die restlichen Rennen segelten wir dann als Trainings- und Testregatten ab, diskutierten immer wieder neue Veränderungen an Bord und versuchten diese umzusetzen. Das hat schon etwas gebracht, aber am Ende kamen wir mit den Platzierungen 28 / DNF / 29 / 28 in jedem Rennen in etwa gleich raus. Da gehören wir wohl im Moment noch hin, da brauchen wir uns nichts vormachen. Aber wir gehen jetzt topmotiviert, optimistisch und mit viel Ehrgeiz in die am 3. April startende Europameisterschaft in San Remo und messen uns wieder mit den besten Seglern aus aller Welt in dieser Bootsklasse, dann mit 63 Mannschaften aus 18 Nationen. 

Wir freuen uns bei der Euro auf die Mannschaften Philipp Ocker, Oli Davies, Flo Grosser und Kai-Michael Schaper mit Team vom MYC.

Man kann schon mal hinfallen, nur liegenbleiben darf man nicht.

Wir werden berichten!

Bericht und Fotos: Micki Liebl
Titelbild: Elena Razina

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